DER D-SCHLAUCH

DAS UNBEKANNTE (LÖSCH-)WESEN?

Nur selten wird in der Praxis der D-Schlauch eingesetzt. Neue Erkenntnisse und Studien zeigen, dass die Vorbehalte oft unbegründet sind.

Autor: EBR Christof Oswald

Im Bereich des Löschangriffs, vor allem des Innenangriffes, verwenden die österreichischen Feuerwehren üblicherweise Druckschläuche und Strahlrohre der Nenngröße C. Druckschläuche bestehen aus einem nahtlos rundgewebten Kunststofffasergewebe und sind innen gummiert. Sie haben im Allgemeinen eine flexible Form, das heißt, sie lassen sich flach zusammenfalten, wenn sie nicht unter Druck stehen. Dies hat den Vorteil, dass sie sich platzsparend transportieren lassen. Der übliche Betriebsdruck beträgt bis zu 17 bar, der Prüfdruck jedoch 16 bar bei B-, C- und D-Schläuchen. Der Berstdruck beträgt 25 bar. Dies bedeutet, neue Schläuche müssen 24 bar ohne Zerplatzen aushalten. In der Praxis platzen fabrikneue Schläuche aber erst bei einem Druck von 50 bis 60 bar.

Mauerblümchendasein
In Österreich fristet der D-Schlauch derzeit eher ein Mauerblümchendasein. Er findet Verwendung bei genormten Kübelspritzen und beim Einsatz von Fognails. Eher selten wird er auch bei Flur- und Waldbränden eingesetzt.

Sinnvolle Alternative
Dabei könnten D-Schläuche und passende Strahlrohre sinnvoll und effektiv in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden. Und zwar beispielsweise nicht nur bei Nachlöscharbeiten. Sowohl US-amerikanische als auch französische Feuerwehren verwenden bereits seit geraumer Zeit bei Waldbrandeinsätzen erfolgreich Schläuche, die etwa der Dimension des D-Schlauches entsprechen. Die Franzosen wollen es vermeiden, ihre Einsatzfahrzeuge gefährlich nahe am Brandherd zu positionieren. Um dies zu erreichen, sollen die Fahrzeuge mindestens 120 Meter vom Brandgeschehen entfernt sein und so eine sichere Distanz zum Flammensaum aufweisen. In Erprobung befinden sich D-Schlauch-Systeme auch in Deutschland. Die Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main erprobt sie und die Berliner Feuerwehr machte sie in einer Schnellangriffstasche D (ergänzt um einen 30-Meter-D-Rollschlauch) zur Standardausrüstung ihrer Atemschutz-Notfall-trainierten Staffel. Außerdem befinden sich sogenannte Waldbrandsets auf Fahrzeugen der Berliner Feuerwehr in Erprobung. Bereits 1998 konnte die BF Bochum eindrucksvoll demonstrieren, dass mit D-Schläuchen, Netzwasser und geeigneten Löschlanzen Feuer in Altpapiercontainern – ohne Ausräumen – äußerst effektiv bekämpft werden können. Weiterer Vorteil: Selbst mit 120 bis 150 m langen D-Leitungen kann im Einsatz noch effektiv gelöscht werden. Beispiel: Containerbrand im zweiten Hinterhof oder ein Pkw-Brand auf einem umzäunten Grundstück, wobei eine nahe Zufahrt mit dem Einsatzfahrzeug nicht möglich ist.


Druckschläuche haben die primäre Aufgabe der Wasserleitung. Sie werden vorwiegend bei der Brandbekämpfung verwendet, bei der mit entsprechend gewählten Strahlrohren Löschmittel abgegeben werden kann.


Leichte Handhabung
D-Leitungen sind – insbesondere im Gelände – schneller zu verlegen und leichter zu handhaben. So bleiben die Strahlrohrführer beweglicher. Auch in Bereichen mit Absturzgefahr, so bei Dachstuhlbränden, spricht nichts dagegen, von einer zunächst nach oben geführten C-Leitung mittels eines Verteilers oder eines Übergangsstückes für das letzte Stück eine D-Leitung zu verwenden. Dies auch deshalb, da die auf den Strahlrohrführer wirkenden Kräfte erheblich geringer sind.

Über 15 Meter Wurfweite
Bei Versuchen in Deutschland erreichten alle getesteten D-Rohre Wurfweiten von über 15 m und ergaben damit in der Wald- und Flächenbrandbekämpfung eine Deckungsbreite von 60 m je Strahlrohr. Bei gleichem Druck am Strahlrohr ergaben die Versuche kaum Unterschiede im Strahlbild und in der Reichweite zwischen D-Rohren und einem C-Hohlstrahlrohr. D-Schläuche gibt es auch in 20 und 30 m Länge. Damit lassen sich Leitungen ohne große Strömungsverluste und mit wenigen Kupplungen einfach herstellen.

Weitere Vorteile
Es wird wesentlich weniger Wasser zum Füllen der Leitung benötigt. Auch Wasserschäden könnten minimiert werden. Außerdem: 50 Meter D-Schlauch brauchen zirka 15 cm Breite in einem Gerätefach, ein formstabiler Schlauch dagegen mindestens einen halben Meter und ein Vielfaches an Gewicht.

Resümee
Objektiv betrachtet bietet der D-Schlauch in etlichen Bereichen der Brandbekämpfung mannigfaltige Vorteile, ohne dass die Effektivität des Löscheinsatzes darunter leidet. Internationale Einsatzberichte und Versuche bestätigen dies. In den heimischen Ausbildungsunterlagen kommen D-Schläuche und D-Strahlrohre nur peripher vor. Mit den modernen Möglichkeiten des heutigen Löschwesens sollte auch hier in diesem Bereich ein Umdenken einsetzen.

Quellen:
Handbuch für die Grundausbildung, Österreichischer Bundesfeuerwehrverband.
Vorteile des D-Schlauches
– Wann der kleine Schlauch helfen kann, Feuerwehrmagazin eDossier 2015.

Wasserinhalt von Rollschläuchen nach DIN, bezogen auf 15 m Schlauchlänge. Um 15 Meter D-Schlauch mit Wasser zu befüllen reichen knapp 7,5 Liter. Für 15 Meter B-Schlauch braucht es schon die neunfache Menge!

Verteiler C-DCD der Firma POK/TKW mit Übergangsstück C–D. Mittels Kügelhanventilen kann die Bestückung geregelt werden

Mit dem Verteiler BB-DBBD der Firma S-I-G Gradeus lassen sich an zwei B-Leitungen zwei B-, 2 C- oder bis zu vier D-Rohre anschließen. Mittels Kugelhahnventilen kann individuell geregelt werden

Foto: iStock/JST