ALLROUNDER

für Portalfeuerwehren

Der Löschbereich ist anspruchsvoll: Allein im 8,3 Kilometer langen Gleinalmtunnel sah sich die FF St. Michael i. O. des Öfteren mit fordernden Bränden und aufwendigen technischen Szenarien konfrontiert. Die dabei gewonnene Einsatzerfahrung floss nun in den Beschaffungsprozess für ein neues Fahrzeug.

Text &Fotos: BR d.F. Michael Maicovski

Alte Grubenlampe mit davyschen Sicherheitsnetz

Im Heck des Fahrzeuges ist eine N 35 Niederdruckpumpe und eine Haspel mit einer 65 Meter Schnellangriffsleitung verbaut

Nachdem das 1998 angeschaffte RLFT-A 2000/500 auf Mercedes SK 1627 bereits langsam in die Jahre kam – es nagte bereits der Rost am Aufbau und die Ersatzteilbeschaffung wurde immer schwieriger –, rückte eine positive §57a-Begutachtung (Pickerl) in die Ferne. Daher befasste sich der Ausschuss bereits seit Dezember 2019 mit der Planung und dem Beschaffungsprozess für ein neues Fahrzeug und investierte 1.350 Stunden dafür. Am 22. Juni 2022 war es endlich soweit: Das neue Fahrzeug rollte aus dem Rosenbauerwerk in Linz.

HLF 3 Tunnel 2000/200. Das Fahrzeug mit der taktischen Bezeichnung HLF 3 Tunnel 2000/200 (Hilfeleistungsfahrzeug der Kategorie 3 mit Tunnelausrüstung) wurde auf ein 18-Tonnen-Fahrgestell der Marke Volvo FMX aufgebaut. Volvo konnte als einziger Anbieter ein Fahrgestell mit einem vollautomatischen Wandler-Getriebe und einen 450-PS-Sechs-Zylindermotor anbieten, was schlussendlich den Ausschlag für den Kauf des Volvos gab.

Fokus Tunneleinsätze. Die beiden Tanks des HLF 3 fassen zum einen 2.000 Liter Löschwasser, zum anderen 200 Liter Schaummittel mit der Variomatikzumischung und vier Zumischpunkten. Auf dem Dach befindet sich ein automatischer Dachmonitor RM 25 mit einer Leistung von 2.500 Liter pro Minute, der mittels Joystick vom Inneren des Fahrzeuges bedient werden kann, im Heck des Fahrzeuges ist eine N-35-Niederdruckpumpe und eine Haspel mit einer 65-Meter-Schnellangriffsleitung verbaut. Zusätzlich gibt es eine Schnellangriffseinrichtung mit 30 m B-Schlauch, angeschlossen an einen Verteiler. Da Brandeinsätze im Tunnel durch die extreme Rauchentwicklung und Hitze viel tückischer und gefährlicher sind, wurde das Fahrzeug für den Einsatz der Atemschutzgeräteträger speziell mit sechs Dräger-Twin-Packs-Atemschutzflaschen mit 6,8l/300 bar in der Kabine ausgestattet. Ursprünglich waren für das Fahrzeug laut Vorgaben des Landesfeuerwehrverbandes Mindestausstattung für Portalfeuerwehren sechs Sauerstoffkreislaufgeräte vorgesehen, jedoch konnte aufgrund der Tatsache, dass dieses Fahrzeug auch zu herkömmlichen Brandeinsätzen im Gemeindegebiet ausrückt (Zimmer, Wohnung, Wirtschaftsgebäude, Gewerbe uvm.), abgesehen werden und stattdessen das Twin-Pack-System verwendet werden. Zusätzlich wurden in der Kabine zwei Action Tower verbaut, um das Equipment für die Atemschutzgeräteträger übersichtlich und greifbar zu haben. Für die Brandbekämpfung stehen außerdem zwei Frontboxen mit C-42-Abgängen an der Front (für Tunneleinsätze) zur Verfügung. Auf dem Dach befindet sich neben dem Werfer auch noch eine dreiteilige Schiebeleiter für Brand- und Rettungseinsätze. Zur weiteren Ausstattung gehören Feuerwehr-Handleuchten, Hygieneset, Tunnelmarkierset für Notausgänge und Fluchtwege, Reservemasken und vieles mehr gemäß den Vorgaben für ein HLF und einer Portalfeuerwehr.

Umfassende technische Ausrüstung. An der Front des Fahrzeuges ist eine hydraulische 5,8-Tonnen-Rotzler-Treibmatik Seilwinde angebracht. Auf dem Dach befinden sich zur Ausleuchtung der Einsatzstellen ein Lichtmast mit 8 x LED und eine Box mit Korbtrage, Schaufeltrage, diversen Schanzmaterialien, Feuerpatschen, Besen und Einreishacken. Das gesamte Fahrzeug ist mit einer Umfeldbeleuchtung ausgestattet, um auch bei Dunkelheit und in der Nacht sicher arbeiten zu können. In den Geräteräumen befinden sich des Weiteren zahlreiche Gerätschaften für technische Einsätze, wie etwa ein akkubetriebener hydraulischer Weber-Rettungssatz, Hebekissen, eine Rettungsplattform, Halligan Tool, Stabfast XL, Stab Pack, Stromaggregat RS 14, diverse Akkuwerkzeuge, Rettungssägen, zwei Tauchpumpen mit 800 Liter/min oder ein Akkulüfter.

Finanzierung. Klar ist natürlich, dass gerade die Anschaffung eines solchen Fahrzeuges nicht billig ist. Immerhin hat das HLF-Tunnel aufgrund der speziellen Ausrüstung und Anforderungen knapp 600.000 Euro gekostet. Gilt es doch, drei Tunnel im Brandfall zu schützen und gefährdete Leben in solchen Fällen zu retten. Durch eine gemeinsame Förderung von ASFINAG und LFV Steiermark, den ÖBB und der Gemeinde konnte jedoch dieses für die Region wichtige Fahrzeug angeschafft werden.

Mannschaft und Fuhrpark. Die FF St. Michael hat momentan 58 aktive Mitglieder und neun Jugendmitglieder. Der Fuhrpark umfasst neben dem neuen Fahrzeug, dem HLF 3 Tunnel, einen VW T5 als MTF, einen Ford Ranger als MZF, einen Mercedes Sprinter als KRFS, einen LKWA auf Mercedes Vario und ein RLFT-A auf Mercedes Atego 1528 und außerdem ein Motorboot und eine Zille. 

Sir Humphry Davy (1778 bis 1829) entwickelte die Sicherheitsgrubenlampe

Offene Froschlampe auf Schloss Rochlitz

FORDENDER LÖSCHBEREICH

Jährlich sind rund 125 Einsätze, davon zwei Drittel technische Einsätze, im Löschbereich zu bewältigen.

  • die A9 Pyhrnautobahn,
  • die S 36
  • Semmeringschnellstraße,
  • der Knoten St. Michael,
  • der 8,3 km lange Gleinalmtunnel,
  • der Eisenbahnknoten St. Michael,
  • die beiden Eisenbahntunnel
  • Galgenberg mit knapp 5,5 km und Annaberg mit 300 m,
  • und Annaberg mit 300 m, der ÖAMTC Hubschrauberstützpunkt, die Kaserne St. Michael, ein großes Abfallunternehmen.
  • der ÖAMTC
  • Hubschrauberstützpunkt,
  • die Kaserne St. Michael,
  • ein großes Abfallunternehmen.

Der Feuerwehrabschnitt Tunnel Nord umfasst neben der FF St. Michael die Feuerwehren Madstein-Stadlhof, Kraubath und St. Stefan ob Leoben. Der letzte große Tunnel-­Brandeinsatz ereignete sich am 5. Oktober 2018, als ein siebenachsiger Autokran mit 80 Tonnen Gesamtgewicht in Vollbrand geriet. Damals konnten durch den raschen und effizienten Einsatz der Portalfeuerwehren über 80 Personen aus dem Tunnel gerettet werden.