DIE FIREBUSTERS

ANLEGEN EINER FLUCHTHAUBE

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Vor allem nach spektakulären Hochhausbränden wird immer wieder die Frage nach dem richtigen Verhalten in derartigen Ausnahmesituationen gestellt. Eines vorweg: Die Flucht durch verqualmte Gänge und Stiegenhäuser ist kein guter Ratschlag, sondern stellt den Kardinalfehler Nr. 1 im Brandfall dar. Brandschutz- und Feuerwehrexperten empfehlen daher immer primär den sicheren Aufenthalt im Gebäude. Nur in Sonderfällen kann daher eine Flucht durch verqualmte Bereiche unter Verwendung von Fluchthauben die letzte Chance im Brandfall darstellen. Was steckt dahinter?

Foto: Dräger

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ie Entwicklung der Fluchthaube hängt eng mit der Möglichkeit zusammen, ein Filter zu entwickeln, welches Schadstoffe in einem Brandgeschehen so weit
eliminiert, dass sich ein Mensch innerhalb einer definierten Fluchtzeit in Sicherheit bringen kann.

Die Entwicklung der Fluchthaube hängt eng mit der Möglichkeit zusammen, ein Filter zu entwickeln, welches Schadstoffe in einem Brandgeschehen so weit
eliminiert, dass sich ein Mensch innerhalb einer definierten Fluchtzeit in Sicherheit bringen kann.



Brandbekämpfung:
Hin zum Feuer! Bei der Menschenrettung und Brandbekämpfung kann es sein, dass die Feuerwehrkräfte in eine mit Schadstoffen geschwän-
gerte Atmosphäre vordringen müssen. Sie haben anzugreifen (Stichwort: „Hin zum Feuer!“) und sich unter Umständen eine nicht unerhebliche Zeit in einer menschenfeindlichen Umgebung aufzuhalten. Beim Innenangriff verwenden daher die Feuerwehren umluftunabhängige Atemschutzgeräte, wie Pressluftatmer und Sauerstoffkreislaufgeräte. Das herkömmliche „Universal“-Filtergerät schützt bekanntlich vor atemschädlichen Gasen und Dämpfen nur bis zu bestimmten Konzentrationen. Vor allem aber besitzt es keine Schutzfunktion vor dem gefährlichen Kohlenmonoxid und bei Sauerstoffmangel.

Flucht: Weg vom Feuer! Bei der Flucht durch verqualmte Bereiche bzw. der Rettung von Personen durch die Feuerwehr liegt die Situation etwas anders: Der Aufenthalt in der Schadstoffatmosphäre ist in der Regel wesentlich kürzer, und es handelt sich bei der Rettungsaktion naturgemäß um eine Wegbewegung vom Gefahrenherd (Stichwort: „Weg vom Feuer!“). Es stellt sich daher die Frage, inwieweit mithilfe eines modifizierten und in bestimmten Anforderungen verbesserten Filters das Auslangen für diesen Verwendungszweck gefunden werden kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen.
In diesem Zusammenhang sind wissenschaftliche Untersuchungen von großer Bedeutung, welche in Boston (USA) von der Havard School of Public Health und der dortigen Berufsfeuerwehr Mitte der Siebzigerjahre durchgeführt wurden. Bei insgesamt 72 repräsentativen Brandbekämpfungseinsätzen haben die Forscher die bei Bränden relevanten Rauchgase quantitativ ermittelt und den jeweiligen Sauerstoffanteil festgestellt.

Wichtige Erkenntnisse.
Bei allen Untersuchungen wurde im Bereich der für Personen noch begehbaren Fluchtwege ein für die Verwendung von Filtergeräten ausreichender Sauerstoffgehalt festgestellt (über 17 Vol.-%). Der Anteil von Kohlenmonoxid (CO) lag in der überwiegenden Zahl der Fälle unter 1.000 ppm (0,1 Vol.-%).
Der höchste CO-Wert wurde bei den betrachteten Versuchen mit 2,7 Vol.-% gemessen, allerdings nur für ein kurzes Zeitintervall von weniger als einer Minute.

Spezielle Filtersysteme. Diese Kohlenmonoxid-Konzen­tra­tionen können, wie auch die bei den Experimenten gemessenen anderen Brandgase, durch spezielle Filtersysteme bewältigt werden. Die Schutzwirkung gegen Kohlenmonoxid (CO) wird dabei durch einen speziellen Filtereinsatz (Hopkalit = Misch-Katalysator aus Manganoxid und verschiedenen Metalloxiden) erreicht, der die Oxidation von CO mit Luftsauerstoff zu CO2 katalytisch bewirkt. Da CO und CO2 unterschiedlich giftig sind, wird die erzeugte CO2-Konzentration in der Maske beim Einatmungsprozess ungefährlich. Auf diesen Erkenntnissen basiert die Entwicklung der heute in Verwendung stehenden Fluchtmasken.

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Symbol für Fluchthauben
gemäß ÖNORM ISO 7010
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DEMONSTRATION: ANLEGEN EINER FLUCHTHAUBE

Anforderungen an Fluchthauben

Die wichtigsten praktischen Anforderungen an Fluchthauben können wie folgt definiert werden:

  • Die Haube muss so konstruiert sein, dass sie ein leichtes Auf- und Absetzen ermöglicht. Sie muss auch für Brillen- und Bartträger verwendbar sein.

  • Sie muss aus schwer entflammbarem, nichtabschmelzendem Material hergestellt sein.

  • Sie muss für mindestens 15 Minuten dicht sein und den Verwender vor Brandrauch und Brandgasen, einschließlich Kohlenmonoxid, schützen.

  • Die Haube muss gute Sicht ermöglichen und darf sich während des Tragens nicht beschlagen.


Verwendung einer Fluchthaube

Folgende Schritte (im vorliegenden Fall wird eine Fluchthaube der Type S-CAP der Fa. MSA verwendet) sind durchzuführen:

  • Die Fluchthaube befindet sich in einem Folienbeutel. Diesen aufreißen, die Haube entnehmen und auffalten.
    Der beigelegte rockenmittelbeutel ist zu entfernen.

  • Fluchthaube mit beiden Händen öffnen und über den Kopf ziehen, dabei die innen befindliche Maske auf Kinn
    und Nase positionieren.

  • Grifflaschen mit beiden Händen ergreifen und nach hinten anziehen. Dichtprobe durchführen. Dabei den Filter
    mit flacher Hand abdecken und ansaugen.

  • Beim Gebrauch der Maske ruhig atmen, nicht in Panik geraten und geordnet den Gefahrenbereich verlassen.
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1. Fluchthaube mit Spezialfilter zur
Umwandlung von CO in CO2
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2. Bei der Dichtprobe muss sich die
Innenmaske nach innen wölben
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3. Die einsatzbereite Fluchthaube
schützt 15 Minuten vor Brandrauch
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Autor:
ELFR Dr. Otto Widetschek

Warnhinweis

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