ALLROUNDER

für Portalfeuerwehren

2-2023 HLF1
Der Löschbereich ist anspruchsvoll: Allein im 8,3 Kilometer langen Gleinalmtunnel sah sich die FF St. Michael i. O. des Öfteren mit fordernden Bränden und aufwendigen technischen Szenarien konfrontiert. Die dabei gewonnene Einsatzerfahrung floss nun in den Beschaffungsprozess für ein neues Fahrzeug.

Text &Fotos: BR d.F. Michael Maicovski
2-2023 HLF-Kabine
Alte Grubenlampe mit davyschen Sicherheitsnetz
2-2023 HLF-Heck
Im Heck des Fahrzeuges ist eine N 35 Niederdruckpumpe und eine Haspel mit einer 65 Meter Schnellangriffsleitung verbaut

N

achdem das 1998 angeschaffte RLFT-A 2000/500 auf Mercedes SK 1627 bereits langsam in die Jahre kam – es nagte bereits der Rost am Aufbau und die Ersatzteilbeschaffung wurde immer schwieriger –, rückte eine positive §57a-Begutachtung (Pickerl) in die Ferne. Daher befasste sich der Ausschuss bereits seit

Nachdem das 1998 angeschaffte RLFT-A 2000/500 auf Mercedes SK 1627 bereits langsam in die Jahre kam – es nagte bereits der Rost am Aufbau und die Ersatzteilbeschaffung wurde immer schwieriger –, rückte eine positive §57a-Begutachtung (Pickerl) in die Ferne. Daher befasste sich der Ausschuss bereits seit Dezember 2019 mit der Planung und dem Beschaffungsprozess für ein neues Fahrzeug und investierte 1.350 Stunden dafür. Am 22. Juni 2022 war es endlich soweit: Das neue Fahrzeug rollte aus dem Rosenbauerwerk in Linz.

Dezember 2019 mit der Planung und dem Beschaffungsprozess für ein neues Fahrzeug und investierte 1.350 Stunden dafür. Am 22. Juni 2022 war es endlich soweit: Das neue Fahrzeug rollte aus dem Rosenbauerwerk in Linz.

HLF 3 Tunnel 2000/200. Das Fahrzeug mit der taktischen Bezeichnung HLF 3 Tunnel 2000/200 (Hilfeleistungsfahrzeug der Kategorie 3 mit Tunnelausrüstung) wurde auf ein 18-Tonnen-Fahrgestell der Marke Volvo FMX aufgebaut. Volvo konnte als einziger Anbieter ein Fahrgestell mit einem vollautomatischen Wandler-Getriebe und einen 450-PS-Sechs-Zylindermotor anbieten, was schlussendlich den Ausschlag für den Kauf des Volvos gab.

Fokus Tunneleinsätze. Die beiden Tanks des HLF 3 fassen zum einen 2.000 Liter Löschwasser, zum anderen 200 Liter Schaummittel mit der Variomatikzumischung und vier Zumischpunkten. Auf dem Dach befindet sich ein automatischer Dachmonitor RM 25 mit einer Leistung von 2.500 Liter pro Minute, der mittels Joystick vom Inneren des Fahrzeuges bedient werden kann, im Heck des Fahrzeuges ist eine N-35-Niederdruckpumpe und eine Haspel mit einer 65-Meter-Schnellangriffsleitung verbaut. Zusätzlich gibt es eine Schnellangriffseinrichtung mit 30 m B-Schlauch, angeschlossen an einen Verteiler. Da Brandeinsätze im Tunnel durch die extreme Rauchentwicklung und Hitze viel tückischer und gefährlicher sind, wurde das Fahrzeug für den Einsatz der Atemschutzgeräteträger speziell mit sechs Dräger-Twin-Packs-Atemschutzflaschen mit 6,8l/300 bar in der Kabine ausgestattet. Ursprünglich waren für das Fahrzeug laut Vorgaben des Landesfeuerwehrverbandes Mindestausstattung für Portalfeuerwehren sechs Sauerstoffkreislaufgeräte vorgesehen, jedoch konnte aufgrund der Tatsache, dass dieses Fahrzeug auch zu herkömmlichen Brandeinsätzen im Gemeindegebiet ausrückt (Zimmer, Wohnung, Wirtschaftsgebäude, Gewerbe uvm.), abgesehen werden und stattdessen das Twin-Pack-System verwendet werden. Zusätzlich wurden in der Kabine zwei Action Tower verbaut, um das Equipment für die Atemschutzgeräteträger übersichtlich und greifbar zu haben. Für die Brandbekämpfung stehen außerdem zwei Frontboxen mit C-42-Abgängen an der Front (für Tunneleinsätze) zur Verfügung. Auf dem Dach befindet sich neben dem Werfer auch noch eine dreiteilige Schiebeleiter für Brand- und Rettungseinsätze. Zur weiteren Ausstattung gehören Feuerwehr-Handleuchten, Hygieneset, Tunnelmarkierset für Notausgänge und Fluchtwege, Reservemasken und vieles mehr gemäß den Vorgaben für ein HLF und einer Portalfeuerwehr.

Umfassende technische Ausrüstung. An der Front des Fahrzeuges ist eine hydraulische 5,8-Tonnen-Rotzler-Treibmatik Seilwinde angebracht. Auf dem Dach befinden sich zur Ausleuchtung der Einsatzstellen ein Lichtmast mit 8 x LED und eine Box mit Korbtrage, Schaufeltrage, diversen Schanzmaterialien, Feuerpatschen, Besen und Einreishacken. Das gesamte Fahrzeug ist mit einer Umfeldbeleuchtung ausgestattet, um auch bei Dunkelheit und in der Nacht sicher arbeiten zu können. In den Geräteräumen befinden sich des Weiteren zahlreiche Gerätschaften für technische Einsätze, wie etwa ein akkubetriebener hydraulischer Weber-Rettungssatz, Hebekissen, eine Rettungsplattform, Halligan Tool, Stabfast XL, Stab Pack, Stromaggregat RS 14, diverse Akkuwerkzeuge, Rettungssägen, zwei Tauchpumpen mit 800 Liter/min oder ein Akkulüfter.

Finanzierung. Klar ist natürlich, dass gerade die Anschaffung eines solchen Fahrzeuges nicht billig ist. Immerhin hat das HLF-Tunnel aufgrund der speziellen Ausrüstung und Anforderungen knapp 600.000 Euro gekostet. Gilt es doch, drei Tunnel im Brandfall zu schützen und gefährdete Leben in solchen Fällen zu retten. Durch eine gemeinsame Förderung von ASFINAG und LFV Steiermark, den ÖBB und der Gemeinde konnte jedoch dieses für die Region wichtige Fahrzeug angeschafft werden.

Mannschaft und Fuhrpark. Die FF St. Michael hat momentan 58 aktive Mitglieder und neun Jugendmitglieder. Der Fuhrpark umfasst neben dem neuen Fahrzeug, dem HLF 3 Tunnel, einen VW T5 als MTF, einen Ford Ranger als MZF, einen Mercedes Sprinter als KRFS, einen LKWA auf Mercedes Vario und ein RLFT-A auf Mercedes Atego 1528 und außerdem ein Motorboot und eine Zille. 

2-2023 HLF-Werfer

Sir Humphry Davy (1778 bis 1829) entwickelte die Sicherheitsgrubenlampe

2-2023 HLF-Ausstattung

Offene Froschlampe auf Schloss Rochlitz       

Sir Humphry Davy (1778 bis 1829) entwickelte die Sicherheitsgrubenlampe                Offene Froschlampe auf Schloss Rochlitz       

FORDENDER LÖSCHBEREICH

Jährlich sind rund 125 Einsätze, davon zwei Drittel technische Einsätze, im Löschbereich zu bewältigen.

 

  • die A9 Pyhrnautobahn,

  • die S 36

  • Semmeringschnellstraße,

  • der Knoten St. Michael,

  • der 8,3 km lange Gleinalmtunnel,

  • der Eisenbahnknoten St. Michael,

  • die beiden Eisenbahntunnel

  • Galgenberg mit knapp 5,5 km und Annaberg mit 300 m,

  • und Annaberg mit 300 m, der ÖAMTC Hubschrauberstützpunkt, die Kaserne St. Michael, ein großes Abfallunternehmen.

  • der ÖAMTC

  • Hubschrauberstützpunkt,

  • die Kaserne St. Michael,

  • ein großes Abfallunternehmen.


Der Feuerwehrabschnitt Tunnel Nord umfasst neben der FF St. Michael die Feuerwehren Madstein-Stadlhof, Kraubath und St. Stefan ob Leoben. Der letzte große Tunnel-­Brandeinsatz ereignete sich am 5. Oktober 2018, als ein siebenachsiger Autokran mit 80 Tonnen Gesamtgewicht in Vollbrand geriet. Damals konnten durch den raschen und effizienten Einsatz der Portalfeuerwehren über 80 Personen aus dem Tunnel gerettet werden.

FACHBERICHTE
AUS DEN AUSGABEN

In der Falle

Seit dem 22. Februar 2024 hat sich Valencia in die Weltannalen der dramatischsten Hochhausbrände eingetragen: Zehn Tote und 15 Verletzte waren zu beklagen!

Ausgabe 3/2024

DOPPELTE (LÖSCH-)POWER

Löschpower erhöht: Die FF Spittal an der Drau bekommt jetzt Unterstützung von einem schlagkräftigen Duo: zwei baugleichen TLFA 4000.

Ausgabe 5/2023

ALLROUNDER

Der Beschaffungsprozess ist abgeschlossen: Die FF St. Michael i. O. präsentiert die Erweiterung ihres Fuhrparks, ein HLF 3 Tunnel 2000/200.

Ausgabe 2/2023

OH, DU FEURIGE

Weihnachten ist Feuerwehr die einsatzreichste Zeit des Jahres: Mehr als die Hälfte aller Brände entstehen in den besinnlichen Wintermonaten.

Ausgabe 12/2022

SIMULIERTES BEBEN

Das steirische Eisenerz war Schauplatz der ModEX. 400 Einsatzkräfte rückten zum simulierten Ernstfall, ein Erdbeben, aus.

Ausgabe 11/2022

HIGH-TECH VS. NATURGEWALT

Waldbrände mit modernsten technischen Mitteln bekämpfen stand auf der Interschutz 2022 im Fokus.

Ausgabe 11/2022

MAN@FIRE

Im Waldbrandeinsatz kämpft Markus Stengele nicht nur gegen offensichtliche Flammen – auch unsichtbare Gefahren stellen sich ihm in den Weg

Ausgabe 10/2022

AUFZUGSNOTBEFREIUNG

Bei der Personenbefreiung aus Aufzugsanlagen dienen die Feuerwehren oft als „Hausmeister der Nation“. Spannungen zwischen Wehren und Unternehmen.

Ausgabe 5/2022

ALARM IM WERK

Ob menschliches Versagen oder unglückliche Umstände zum Feuer führen: Wenn es in Industriebetrieben einmal zu brennen beginnt, dann richtig

Ausgabe 5/2022

DIE HÖLLE AUF ERDEN

In der Wüste Karakum lodert ein Krater, der Tausende Touristen anlockt. Zum „Dauerbrenner“ wurde die Attraktion durch eine Fehleinschätzung – mit Folgen.

Ausgabe 4/2022

SPORTVERSTÄNDNIS:
FIT FÜR DEN EINSATZ

Körperliche Fitness und Stressbewältigung durch entsprechende Maßnahmen sichern die Einsatzleistung.

Ausgabe 3/2022

BRANDRAUCH TÖTET

New York: Brandrauch breitest sich über Stiegenhäuser aus und versperrt Fluchtwege – 17 Tote. Sind solche Ereignisse auch auf Europa übertragbar?

Ausgabe 2/2022

ANGRIFFE AUF KRITISCHE INFRASTRUKTUREN

Digitale Angriffe können das hochkomplexe Versorgungsnetz aushebeln – und die Gesellschaft gefährden!

Ausgabe 1/2022

EINE AUSSTERBENDE SPEZIES?

Betriebsbrandschutz und der Trend zum Outsourcen: Wird die „klassische Betriebsfeuerwehr nun zur aussterbenden Spezies?

Ausgabe 12/2021

MEHRERE GROSSBRÄNDE

Der Feuerreigen reichte vom Industriebrand, dem Brand eines Alpengasthofes bis zu einem spektakulären Einsatz in der Grazer Innenstadt.

Ausgabe 11/2021

AVL STINGRAY ONE

Batteriebrände, die bei Unfällen, beim Laden oder bei anderen Zwischenfällen entstehen können, lassen sich mit dem AVL STINGRAY ONE wirksam bekämpfen.

Ausgabe 11/2021

EINSATZBEKLEIDUNG BRAUCHT PFLEGE

Gut gepflegte Schutzausrüstung garantiert auch im Ernstfall Schutz. Teil 2: Kontrolle, Trocknung, Lagerung und Imprägnierung.

Ausgabe 10/2021

EINSATZBEKLEIDUNG BRAUCHT PFLEGE

Nur eine gut gepflegte Schutzausrüstung garantiert im Ernstfall einen optimalen Schutz.Teil 1: Einsatzhygiene

Ausgabe 9/2021

BRÄNDE VON E-FAHRZEUGEN

Das Brandverhalten von E-Fahrzeugen wird breit diskutiert. Ernstfälle in unterirdischen Verkehrsanlagen bedürfen dabei einer detaillierten Betrachtung.

Ausgabe 8/2021

SCHWEISS: IM KAMPF GEGEN DIE ÜBERHITZUNG

Könnte ein Feuerwehrmann im Einsatz nicht schwitzen, wäre sein Leben in Gefahr, die im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.

Ausgabe 8/2021

BRÄNDE IN RECYCLINGANLAGEN

In Recyclinganlagen kommt es in den letzten Jahren zu einem signifikanten Anstieg von Brandereignissen.

Ausgabe 7/2021

MEIN ELTERNHAUS BRENNT

Brandalarm! Keine unbekannte Situation für den erfahrenen Feuerwehrmann Manuel Galler. Doch es ist sein Elternhaus, das in Flammen steht.

Ausgabe 7/2021